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Alles, was wichtig ist 2011

Ein Lesebuch aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur

Allmendinger/Carr/Chang u a
Erschienen am 09.11.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783813504118
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 21.6 x 13.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Köpfe, Ideen, Themen, über die man 2011 spricht

Joseph Stiglitz über eine krisenfeste Wirtschaftsordnung, Frank Schirrmacher über unser Selbstbild im Informationszeitalter, Thilo Sarrazin über ein Deutschland, das sich selbst abschafft, Jutta Allmendinger über Frauen auf dem Sprung - dieses Buch versammelt in Auszügen die wichtigen Autoren und großen Themen des Jahres. Für alle, die kaum Zeit haben zu lesen und trotzdem auf dem Laufenden sein wollen.

Die Beiträge deutscher und internationaler Wissenschaftler, Meinungsmacher, Künstler und Philosophen liefern wertvolle Analysen, Argumente und Ausblicke für die Themen, die unsere Gegenwart bestimmen: Helmut Schmidt denkt über Deutschlands Zukunft nach. Der Islamismusexperte Olivier Roy analysiert die Entstehung von religiösem Fundamentalismus. Die Psychologen Michael Winterhoff und Isabel Thielen erklären, mit welchen Defiziten junge Menschen heute in der Arbeitswelt ankommen und wie man damit umgeht. Der Arzt und Intensivmediziner Michael de Ridder fordert die Medizin auf, nicht nur heilen zu wollen, sondern viel stärker auch das Sterben zu begleiten. Dean Falk, Stanislas Dehaene oder Nicholas Conard liefern neue Erkenntnisse über die kulturelle Entwicklung der Menschheit, während sich Matthias Horx, Christian Schwägerl und G.A. Cohen mit den Veränderungen unserer modernen Gesellschaft beschäftigen, und vieles, vieles mehr. Unverzichtbare Stimmen zur Zeit: Alles, was wichtig ist in 2011.

Für alle, die nie Zeit haben: 1 Buch lesen, 25 Bücher kennen!

Leseprobe

Vorbemerkung Dieser Band versammelt über zwanzig Beiträge aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zu den großen Themen der Zeit. Die Texte deutscher und internationaler Wissenschaftler, Politiker, Meinungsmacher, Künstler und Philosophen liefern Analysen, Argumente und Ausblicke für die Fragestellungen, die unsere Gegenwart bestimmen: Wie kann man die Welt neu ordnen? Wie erreichen wir Gerechtigkeit und gute Gemeinschaft? Für welche Ziele lohnt es zu streiten? Wie soll sich die Öffentlichkeit mit Vergangenheit auseinandersetzen? Beherrscht der Mensch die Natur? Beherrschen Algorithmen den Menschen? Wie lernen Kinder? Kann ein Junge die Welt verändern? Alles, was wichtig ist 2011 entstand in Zusammenarbeit mit den Verlagen Blessing, C. Bertelsmann, Deutsche Verlags-Anstalt, Gütersloher Verlagshaus, Irisiana, Pantheon, Riemann, Siedler und Südwest; dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Alle Texte folgen in Rechtschreibung und Zitierweise ihrer Erstveröffentlichung. Knaus Verlag München, im Oktober 2010 I. Politik 'Freiheit, die ich meine' von Joachim Gauck Zwei Männer sitzen in einem Raum, reden und hören einander zu. Es ist meine zweite Amtszeit als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen; Professor Jürgen Körner will mich zu einem Kongress von Psychotherapeuten einladen. Er ist nicht nur an meinen dienstlichen Aufgaben interessiert, er will wissen, was mich treibt. Das Gespräch geht weiter und tiefer, als es bei Dienstgesprächen üblich ist. Und plötzlich zähle ich aus dem Stegreif auf, was er eigentlich viel besser kennt als ich. Dort, wohin ich erst vor kurzem gekommen bin, gibt es Kostbarkeiten, die dort, wo ich vorher gelebt hatte, nur in schäbigen Resten oder überhaupt nicht existierten. 'Wo ich jetzt lebe', so höre ich mich sagen, 'möchte ich sein, aber ich kann immerfort auch gehen. Wo ich jetzt lebe, habe ich Grundrechte, garantiert durch die Verfassung: Gewissensfreiheit, Glaubensfreiheit, Meinungsfreiheit, die Freiheit der Berufswahl, Versammlungsfreiheit, Forschungs- und Veröffentlichungsfreiheit. Wo ich jetzt lebe, gründen Menschen von sich aus Vereine, Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Parteien und übernehmen Verantwortung in ihnen. Kritik, Diskurs und Dissens gelten als Normalfall der politischen Kultur und nicht als politisch-ideologische Diversion, Untergrundtätigkeit oder politische Straftat. Wo ich jetzt lebe, existiert die Herrschaft des Rechts, notfalls kann ich meine Rechte auch einklagen. Es gibt den freien Markt, aber auch ein soziales Netzwerk - wer bedürftig ist, erfährt Unterstützung. Und seit mehr als sechzig Jahren hat dieses Land kein anderes überfallen, es lebt mit allen Nachbarn in Frieden.' Ich hatte noch mehr Kostbarkeiten in meiner Schatzkammer, aber fürs Erste sollte es reichen. Der Glanz der schönen Dinge, die wir eben beide gesehen hatten, war plötzlich nicht nur in meinen, sondern auch in den Augen meines Gegenübers. Sie erzählten stärker, als seine Worte es vermochten, von der Bewegung in seinem Innern. 'Ich habe eben immerfort ja gesagt, ja, ja.' Alles hatte er schon gewusst. Aber wie so viele im Westen hatte er die alltäglichen Unzulänglichkeiten, Mängel und Fehler der Freiheit als bedeutsamer empfunden als ihre Vorzüge. So wie zu DDR-Zeiten die Inselbewohner von Rügen sich erst von Besuchern aus Leipzig, Borna und Bitterfeld vor Augen führen lassen mussten, welch außergewöhnliche Luft sie atmeten, so war ihm erst in meiner Spiegelung das, was ihm seit Kindesbeinen vertraut war, anders, tief und hoch emotional erneut begegnet. Er lächelte. Nun konnte er glauben, was er wusste. Ich kannte aus zahllosen Gesprächen der letzten Jahre die Diskrepanz des Erlebens zwischen mir, dem im Kern ostdeutsch Geprägten, und meinen Freunden und Bekannten aus Westdeutschland; ich kannte den mitleidigen Blick jener, die meine beständige Freude an der westlichen Freiheit für naiv hielten, irgendwie rührend. Hundertmal hatte ich diesen Kultur-trifft-Natur-Blick v